Eine einfache Diskussion um die Worte REGIONALE SCHULE – REGION und die Frage: Was bedeuten sie eigentlich? führten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9b der Warbelschule in Gnoien und ihre Lehrerin Frau Brigitte Willert auf eine spannende Projektreise.
Zunächst erkundeten sie bei einem ausführlichen Stadtspaziergang ihre REGION. Dabei fielen ihnen die vielen verlassenen Läden und Gebäude ins Auge.
„Was ist hier passiert? Wieso stehen diese Häuser leer? Wer hat hier gelebt?“
Es ergaben sich neue Fragen und damit die Aufgabe, diese doch recht große Zahl zu erfassen, den BürgerInnen der Stadt sichtbar zu machen und herauszufinden, welche Möglichkeiten der Rettung es gibt.
Mit diesem Ziel im Kopf arbeiteten die Schüler*innen zunächst im Kunstunterricht daran, die Lost Places von Gnoien sichtbar zu machen. Es wurde fotografiert, überlegt gestaltet und so entstanden in Zusammenarbeit mit Malte Brekenfeld und sogar in seinem Atelier Collagen zu den verlassenen Orten, die dann auch in einer Vernissage allen Interessierten vorgestellt wurden.
Und immer mehr Ideen
Doch die Ideen der Schüler*innen reichten weiter.
- Sie recherchierten zur Bevölkerungsentwicklung in ihrer Stadt und stellten die Ergebnisse grafisch dar.
- Sie formulierten ihre Wünsche und Vorstellungen zur Stadtentwicklung
- brachten ihre Ausstellung ins Rathaus
- trafen sich mit dem Bürgermeister von Gnoien zu einer Gesprächsrunde,
- machten ihre Collagen und Rechercheergebnisse in einem Lost Place, einem leeren Ladenlokal, für noch mehr Einwohner ihrer Stadt zugänglich, öffneten ihre Ausstellung und kamen an mehreren Tagen so mit den Gnoienern in den Austausch
- stellten sich die Frage: „Wird Gnoien auch in Zukunft eine lebenswerte Stadt sein?“ und setzten sich damit in Essays auseinander, die ausschnittweise ebenfalls ausgestellt wurden und
- sammelten dabei viele neue Ideen, wie sich weiter für ihre Stadt einsetzen könnten.
„Die Gespräche mit den Besucher*innen zeigten uns, wie viele Menschen sich doch Gedanken um dieses Thema machten. Und unsere Besucher*innen teilten uns mit, dass sie sich sehr darüber freuen, dass es junge Leute gibt, die sich ebenfalls Gedanken machen. Da Gnoien eine Kleinstadt ist, wissen wir, dass es danach doch viele Diskussionen gab. …
So führte uns unsere Ursprungsidee immer weiter in die nächste Aktion. Und immer mehr haben wir das Gefühl, dass eine Aktivität immer weiterwachsen kann. In der Zwischenzeit haben wir erfahren, dass die alte Wasssermühle gekauft wurde und zu einem Geschäftshaus umgebaut werden soll. Das hätten wir vor dem Projekt möglicherweise gar nicht registriert.“
Die Erfolge
Am Ende, vielleicht ist es auch gar nicht das Ende, hat dieses Projekt mit der Methode Lernen durch Engagement (LdE) den Schüler*innen vielfältige Erfahrungen im tatsächlichen Leben ihrer Stadt ermöglicht. Neben der Erweiterung ihrer künstlerischen Fähigkeiten, entwickelten sie ihre Deutschkompetenz. Sie lernten ihren Heimatort viel offener wahrzunehmen, gewannen Einblicke in die Arbeit von Stadtvertretern und besprachen vielfältige Ideen zur Stadtentwicklung. So wurde eine, die Begrünung von leerstehenden verwahrlosten Grundstücken sogar schon umgesetzt. Über die Zeit verteilt wurden die Schüler*innen zu Entdecker*innen, Lernenden, Gestalter*innen, Galerist*innen, Künstler*innen und aufmerksame Gesprächspartner*innen.
Das Projekt „Lost-Places-Projekt“ wurde von der Ehrenamtsstiftung MV im Rahmen des Ehrenamtspreises MV „Lernen durch Engagement macht Schule“ MV 2024 mit dem Sonderpreis der Landesvertretung M-V beim Bund ausgezeichnet und gewann eine Reise nach Berlin mit Besuch von Landesvertretung und Bundesrat.