Das braucht einen guten Grund. Neun Jungs der 7b der Regionalen Schule Burg Stargard fanden ihn im Wahlpflichtunterricht Gesundheit. Im Rahmen dieses Unterrichts beschäftigten sie sich mit Themen wie Ernährung, Drogen, Erste Hilfe und Bewegung.
Dabei wurde die Bedeutung von Bewegung für die Gesundheit in allen Altersgruppen schnell deutlich und auch erkannt, dass alte Menschen im Pflegeheim nicht immer genug Beschäftigung und Bewegung haben. Auch der Bezug zu eigenen z.T. pflegebedürftigen Großeltern wurde hergestellt, ein Bewusstsein für das Problem Einsamkeit und Langeweile im Alter entwickelt. Und so war der Schritt zur Idee ins Pflegeheim des Heimatortes zu gehen und etwas dagegen zu tun nicht mehr groß. Ein erster Termin im Pfegeheim bestätigte, dass tatsächlich Bedarf und Interesse bestand. Daraufhin starteten die Vorbereitungen für ihr Engagement:
- passende Bewegungs- und Gedächtnisspiele suchen oder ausdenken,
- das benötigte Material für die Anfertigung besorgen
- die Spiele herstellen ausprobieren
Am 4. Dezember 2023 fand dann der erste Besuch im Pflegeheim statt. Die Besucher wurden sogleich von ca. 12 Seniorinnen und Senioren begeistert begrüßt. Nach anfänglichen Berührungsängsten hatten die neun Jungs aber bald Kontakt zu den betagten Bewohnern des Heimes aufgenommen. Dabei wurden auch einige Hürden deutlich, die es noch zu überwinden galt: Die Jungs mussten besonders laut und gut artikuliert sprechen, damit die Seniorinnen und Senioren sie verstehen konnten. Einige Bewohner*Innen konnten sich nur mit dem Rollstuhl oder Rollator bewegen, daher mussten Spielvarianten entwickelt werden. Wieder andere waren nahezu blind, so dass es auch Spiele geben musste, die für diese Personen passen.
Dass es auch Teilnehmer gab, die sich eher passiv bei den Treffen verhielten, war am Anfang nicht einfach zu verstehen. So war es sehr wichtig, dass die Besuche regelmäßig ausgewertet und reflektiert wurden.Dabei kam zur Sprache, was gut lief, wo etwas im Ablauf geändert werden sollte, welche Materialien noch benötigt wurden oder welche neuen Ideen es noch gab. Gleichzeitig erhielten die Schüler ein Feedback darüber, wie sie sich im Verlauf des Engagements entwickelt hatten und auf welche Dinge sie besonders stolz sein konnten. Das war besonders wichtig, weil einige der Schüler sonst eher negative Rückmeldungen erhalten. So wurde die positive Einstellung der Jungen weiter verstärkt und genau deshalb konnten sich die Jungen des Wahlpflichtkurses während dieses Engagements nicht nur in einem neuen Umfeld zu erproben.
Sie hatten durch diesen Einsatz im Pflegeheim die Gelegenheit, die erlernten Unterrichtsinhalte auf eine komplett neue Situation zu übertragen. Dabei zeigten sich bei ihnen unterschiedlichste Talente, sei es das geduldige Erklären der Regeln, das gemeinsame Spielen oder das Witzeerzählen. Alle bewiesen großes Einfühlungsvermögen und auch Schüler, denen das Lernen eher schwerfällt, wuchsen über sich hinaus und waren begeisterungsfähig. Jeder entwickelte eigene Spielideen, war für „sein“ Material zuständig und trug Verantwortung für „seine“ Gruppe von Senioren. Durch das zwingend erforderliche Eingehen auf Besonderheiten des Alters (Schwerhörigkeit, eingeschränkte Mobilität, Sehbehinderungen etc.) wurde Empathie entwickelt und gestärkt.
Das Projekt „Bewegung ist Leben“ wurde im Rahmen des Ehrenamtspreises MV 2024 „Lernen durch Engagement macht Schule“ ausgezeichnet und erhielt einen Pokal, eine Urkunde, Medaillen und ein Preisgeld von 3.000€.